Harz mal anders: Auf dem Devils Trail einmal rundherum

Harz mal anders: Auf dem Devils Trail einmal rundherum // Harz Mountains done differently: all the way round on the Devils Trail
Harz mal anders: Auf dem Devils Trail einmal rundherum

Gunnar hatte Geburtstag und sich dafür eine Fahrradtour gewünscht. Gesagt getan, doch diese Tour sollte nichts anderes sein als der Devils Trail im Harz.

Der Name liess hoffen und auch die Daten klangen vielversprechend: auf 184 km und über 4.300 Höhenmeter führt dieser Track einmal um und durch den Harz. Und der Harz geht immer, denn seine landschaftliche Schönheit und die Herausforderung seiner Berge und Anstiege sind einfach fantastisch.

Gegen 4.30 Uhr klingelte dann der Wecker. Wir, das war die kleine Geburtstagstruppe bestehend aus Nils, Gunnar, Alex und Daniel. Am Vorabend haben wir uns auf dem Camping in Bad Harzburg getroffen, wo unsere Tour starten sollte. Nils hatte in alter Hackenpedder-Art mal wieder alles durchgeplant – und der Rest hat das selbstverständlich alles ignoriert.

Beim Aufwärmen und Stretchen ergoss sich dann noch meine Trinkblase in meinen Nacken. Ich muss mir das noch mal anschauen, was Apidura da gebaut hat. Aber zumindest war ich nun richtig wach und mehr als bereit für den Tag.

Nach zwei Kaffee war dann endlich Start, doch nach knapp 2 km krachte Gunnar mit seinem Hinterrad in ein Loch, was seine Felge verbeulte und den einzigen Platten des Tages verursachte. Doch dank Cycplus Luftpumpe was das schnell behoben und weiter ging es.

Aber nur 3 km, denn dann stellte Gunnar fest, dass seine Kette mit der Kassette nicht funktionierte. Er hatte in den Tagen davor das Hinterrad wechseln müssen und nun das Problem, dass die Kette bei zu starker Belastung immer durchrutschte. Auch ein Laufrichtungswechsel der Kette brachte keine Besserung. Die Konsequenz war, dass er an den Anstiegen dann in schwereren Gängen hochkurbeln musste oder absteigen und schieben. Herzlichen Glückwunsch!

Entgegen unseren Erwartungen war es mit 13 Grad und bedecktem Himmel doch recht frisch, was aber bei den ganzen Anstiegen sehr guttat. Erst gegen Mittag riss der Himmel auf und es wurde warm.

Die ersten 80 km bis Bad Lauterberg im Harz hatten es schon mal in sich und wir konnten bis Mittag schon mehr als 2.500 HM erledigen. Wer jetzt das erste Mal in den Harz fährt, mag erschrocken sein über die ganzen Hänge voller toter Bäume.

Bild @Gunnar Dethlefsen
Bild @Gunnar Dethlefsen

Aber das ist mittlerweile ein normaler Anblick, denn der Harz wandelt sich vom “Kunst-Harz” und seinen – durch Kriegsschulden bedingten – Nadelwäldern, wieder hin zum Normal-Harz, der eher aus Mischwäldern besteht. Und so durchfährt man immer wieder sehr grüne und gesunde Waldteile, um dann wieder einen Berg hinaufzuklettern, an dessen Hängen sich die Stümpfe der toten Bäume festgekrallt haben.

Manchmal denkt man bei dieser Landschaft tatsächlich an den Vorhof zur Hölle und den Teufel. Der hat dem Trail aber nur seinen Namen gegeben, da er schon als ein herausfordernder Track durch den Harz gilt. Er ist aus meiner Sicht auch eher touristisch gedacht und wenn man ihn in zwei oder drei Tagen befährt, hat man eine sehr gute Gelegenheit, gemütlich den Harz zu erkunden.

Der Track führt hinauf zu markanten Bergen, wie der Hanskühnenburg, dem Großen Knollen, Matthias-Schmidt-Berg (mit Bikepark) oder dem Wurmberg. Dort gibt es Stempelstationen, wo man – wenn man offiziell als Devils Trail Finisher geführt werden möchte – sich einen Stempel abholen kann und am Ende mit diesem Nachweis und der Zahlung einer Schutzgebühr unter den offiziellen Finishern des Trails geführt wird.

Darauf haben wir verzichtet. Wir sind den Devils Trail als Training gefahren und für jeden von uns ging es auch um einen aktuellen Leistungscheck und Erprobung der Belastbarkeit. Und dafür war der Devils Trail ideal. Denn er simuliert sehr schön einen Tag auf einem Ultra Race. Wer sich zum Beispiel auf das Bohemian Border Bash Race vorbereiten möchte, kann diesen Trail sehr gut dafür nehmen. Er ist vom Schwierigkeitsgrad ungefähr vergleichbar mit einem Tag in Böhmen.

Bild @Gunnar Dethlefsen
Bild @Gunnar Dethlefsen

Als Mountainbike Trail – wie er geführt wird – sehe ich den Devils Trail aber nicht. Insgesamt gab es vielleicht 5 km, wo ich mit einem gefederten MTB besser gefahren wäre. Der Rest ist im Kern eine technisch nicht anspruchsvolle Gravelroute durch den Harz. Dennoch sind die Höhenmeter nicht zu unterschätzen. Oft geht es mehrere Kilometer bei 7-10 Prozent Steigung die Berge hoch. Aber alles ist fahrbar, wir haben aber auch – aus Solidarität mit Gunnar – ab und zu geschoben.

Bild @Gunnar Dethlefsen
Bild @Gunnar Dethlefsen

Am besten haben mir die Abschnitte rund um Sankt Andreasberg gefallen, wo ich oft im Urlaub war und hier auch für das Silk Road Mountain Race trainiert habe. Und auch die Auffahrt zum Wurmberg, nach einem kurzen Stopp in Braunlage, mit den anschließenden Kilometern entlang des Brocken, fand ich sehr schön. Insgesamt mussten wir 31 Gipfel überwinden.

Bild @Nils Thomsen
Bild @Nils Thomsen

Für mich war diese Runde nach dem Trans Balkan Race ein Check, ob ich nun wieder in der Lage bin, den Anforderungen von Ultra Races gerecht zu werden. Und ich muss sagen: Ja, ich kann es wieder. Körperlich war es zwar anstrengend, aber ich hätte noch weiterfahren können. Ich war nicht erledigt und oder breit. Im Gegenteil.

Ein Grund war sicherlich die konsequente Ernährung und das regelmäßige Essen und Trinken. Und vermutlich auch das fantastische Bananenbrot von Nils, das ich über den Tag verteilt, wie Elbenbrot auf dem Weg durch Mordor, gegessen habe.

Zum anderen waren vermutlich auch die richtige Krafteinteilung, das sich nicht am Berg auspowern und die gleichmäßige Fahrweise ausschlaggebend. Ich bin jedenfalls sehr happy mit dem Resultat und nun, einen Tag später, bin ich nicht kaputt, meine Beine sind gut und ich könnte gleich wieder aufs Rad.

Motivierend war aber sicherlich auch die Begleitung. Quatschend den Berg hoch kurbeln oder zusammen hinab, macht auch viel Spaß.

In jedem Fall ist der Devils Trail eine Empfehlung für alle, die mal schauen möchten, was sie leisten können, oder die einfach mit etwas Anspruch durch den Harz radeln möchten und es sich dabei auch gut gehen lassen möchten.

Bild @Gunnar Dethlefsen
Bild @Gunnar Dethlefsen

Ich hätte auch noch den Brocken zum Track hinzugefügt, denn man fährt sehr nah an ihm vorbei. Dann stehen vielleicht 5.000 HM auf der Uhr, aber dann wäre es auch wirklich teuflisch!

Bild @Gunnar Dethlefsen
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1 Comments

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  1. says: Markus

    Danke für euren tollen Bericht. Ich bin im Sommer um den Harz und dann einmal quer gefahren, allerdings maximal auf Schotter, meist auf den Radwegen. Mir ist aufgefallen, dass die Infrastruktur noch Luft nach oben hat. Abseits der Städte war es sehr schwierig mal ein Brötchen oder einen Kaffee zu bekommen. Dafür hat man keinen Trubel und kann für sich fahren. Weiter alle Gute.
    Markus